Allgemeiner Deutscher Fahrrad-Club Ortsgruppe Birkenwerder

Radfahrende auf städtisch gefördertem Leihrad

Radfahrende auf städtisch gefördertem Leihrad © ADFC / April Agentur

Senat beendet Leihrad-Förderung – Mobilitätsverbände fordern Sharing-Strategie

Am 28. Juni endet die tarifwirksame Leihrad-Förderung in Berlin: ADFC Berlin, Berliner Fahrgastverband IGEB und VCD Nordost fordern Wiederaufnahme im Rahmen einer konsequenten Fahrrad-Sharing-Strategie des Berliner Senats.

Leihrad-Angebot war gut bewertet

„Das Leihrad-Angebot in Berlin wurde gut angenommen. Im kürzlich veröffentlichten ADFC-Fahrradklima-Test ist das Leihrad-Angebot der einzig positive Leuchtturm im Berliner Fahrradklima - erfasst im Herbst 2024, kurz bevor das Förderende bekannt wurde. Das ist ein bitteres Zeugnis der aktuellen Verkehrspolitik und zeigt, dass diese Politik an den Bedürfnissen der Menschen vorbei geht. Leihräder sind ein wichtiger Baustein einer modernen und flexiblen Mobilität in der Stadt. Anstatt das Leihrad-Angebot flächendeckend auszubauen, stoppt der Senat nun die Förderung. Berlins Verkehrspolitik braucht Weitsicht und Kontinuität. Dazu gehört eine konsequente Leihrad-Strategie mit flexiblen und flächendeckenden Angeboten“, fordert Marlene Alber, politische Referentin des ADFC Berlin.

Mobilitätsverbände fordern Zusammenschluss von Radverkehr und ÖPNV

„Was hat die 80.000-Einwohner-Gemeinde Norderstedt, was die Millionenmetropole Berlin bald nicht mehr hat? Ein städtisches Leihradsystem. Ob in Warschau, Paris, Hamburg, Stuttgart oder Helsinki. Jede Stadt, die in Sachen Mobilität in der Gegenwart angekommen und in die Zukunft unterwegs ist, unterhält ein eigenes Bike-Sharing, das auf kurzen Wegen in der Umgebung oder als Transfer zum ÖPNV ein beliebter Tausendsassa ist. Unbeeindruckt vom Nachfrageboom von Nextbike fährt der Senat das Bike-Sharing an die Wand und katapultiert die deutsche Hauptstadt damit in die Provinz“, sagt Christian Linow vom Berliner Fahrgastverband IGEB e.V.

„Gerade in den äußeren Stadtteilen ist Bike-Sharing auf der letzten Meile zwischen U- oder S-Bahn und Zuhause ein wichtiger Baustein, um Menschen eine klimafreundliche Mobilität zu ermöglichen. In Berlin leistet das von Nextbike betriebene System einen wertvollen Beitrag für attraktive intermodale Mobilitätsketten im Umweltverbund aus ÖPNV, Fahrrad und Fußverkehr, dessen Attraktivität mit dem Ausbau der Flotte bis in die Bezirke außerhalb des S- Bahn-Rings in der letzten Zeit noch einmal deutlich gesteigert wurde. Wir erwarten, dass das Leihradsystem wie versprochen fortgesetzt und kontinuierlich ausgebaut wird“, sagt Heiner von Marschall, Landesvorsitzender im VCD Nordost.

Hintergrund

Am 28. Juni endet die tarifwirksame Förderung des Leihrad-Anbieters Nextbike durch den Senat, obwohl die Mittel dafür nach harten Verhandlungen ursprünglich zugesichert worden waren. Vor dem Hintergrund einer notwendigen Verkehrswende ist das ein fatales Signal, zumal der Anteil von Menschen, die mit der Kombi aus Rad+ÖPNV unterwegs sind, in den letzten fünf Jahren von 16 Prozent auf 19 Prozent gestiegen ist. Währenddessen rangiert das Auto im so genannten Modal Split abgeschlagen auf einem der untersten Ränge. Um Bike&Ride gerade für Pendler:innen außerhalb des S-Bahn-Rings attraktiv zu machen, braucht Berlin Bikesharing-Angebote an allen U- und S-Bahnstationen sowie sichere Fahrrad-Abstellmöglichkeiten.

Statt dem Aus der landeseigenen Förderung und einem Rückwärtsgang bei der Verkehrswende muss der Senat endlich eine überfällige Sharing-Strategie präsentieren und die Vernetzung zwischen ÖPNV und Leihsystemen nachhaltig sichern. Die Mobilitätsplattform Jelbi von der BVG muss dafür langfristig finanziert und ausgebaut werden. 


https://birkenwerder.adfc.de/pressemitteilung/senat-beendet-leihrad-foerderung-mobilitaetsverbaende-fordern-sharing-strategie

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