Allgemeiner Deutscher Fahrrad-Club Ortsgruppe Birkenwerder

ADFC kritisiert Kürzungspläne und fordert mehr Geld für gute Radwege

Eine gut ausgebaute Radverkehrsinfrastruktur ist Teil der Daseinsfürsorge, macht Orte und Städte lebenswerter und fördert die lokale Wirtschaft und den gesellschaftlichen Zusammenhalt. Um dies zu erreichen, fordert der ADFC Brandenburg 75 Mio. €.

PRESSEMITTEILUNG
ADFC Brandenburg e.V.

Potsdam, den 8. April 2025

ADFC kritisiert Kürzungspläne und fordert mehr Geld für gute Radwege

 

Radfahren liegt im Trend. Brandenburgerinnen und Brandenburger möchten im Alltag gerne öfter aufs Rad steigen. „Dass die Landesregierung im aktuellen Haushaltsentwurf die Gelder für den Radverkehr kürzt, passt überhaupt nicht dazu“ kritisiert Christian Wessel, Landesvorsitzender des Allgemeinen Deutschen Fahrrad Club ADFC. „Im Gegenteil, es braucht mehr Geld für den Radverkehr. Radfahren ist für Strecken bis 10 km und mit einem E-Bike auch deutlich darüber hinaus oft die sinnvollste Mobilitätsalternative. Investitionen in den Radverkehr lohnen sich mehrfach. Deswegen hat sich das Land mit dem 2024 beschlossenen Mobilitätsgesetz das Ziel gesetzt, den Anteil des Radverkehrs in Brandenburg bis 2030 auf 20 % zu erhöhen. Um dies zu erreichen, fordert der ADFC Brandenburg für 2025 und 2026 jeweils 75 Mio. € für den Radverkehr.

Eine gut ausgebaute Radverkehrsinfrastruktur ist Teil der Daseinsfürsorge, macht Orte und Städte lebenswerter und fördert die lokale Wirtschaft und den gesellschaftlichen Zusammenhalt. Auf sicheren und durchgängigen Radwegen erleben Kinder frühzeitig individuelle Mobilität und erfahren Freiheit – auf dem Weg zur Schule, zu Freunden oder zum Sportverein. Wer regelmäßig Rad fährt reduziert die Kosten im Gesundheitssystem und schützt Klima, Umwelt und Natur. „Vielfältige Vorteile, die sich jedoch nur entfalten können, wenn landesweit ein Netz aus sicheren und einladenden Radwegen entsteht“ erläutert Wessel.

Die vom ADFC und zahlreichen weiteren im Brandenburger Verkehrswendebündnis vereinigten Verbänden geforderten 75 Mio. € pro Jahr finden auch Zuspruch aus der Wissenschaft. „Das ist eine klare Notwendigkeit“ verdeutlicht Dr. Christian Rudolph, Professor für Radverkehr an der TH Wildau. „Stark gestiegene Kosten für Planung und Bau von Radwegen, die schwindenden finanziellen Spielräume auf kommunaler Ebene und die im Mobilitätsgesetz verankerte Zielsetzung, den Radverkehrsanteil in Brandenburg bis 2030 auf 20% zu erhöhen zeigen die Dimension der Herausforderung auf“ unterstreicht Prof. Rudolph. „In den zurückliegenden 6 Jahren ist der Anteil der Wege, die in Brandenburg mit dem Rad zurückgelegt werden, allerdings nur minimal von 11 auf 12% gestiegen. Um diesen „Modal Split“ für den Radverkehr in den verbleibenden 5 Jahren auf die Zielmarke von 20% zu steigern sind erhebliche Mittel nötig. Das Potenzial ist aber ganz klar da, denn 60% der heute mit dem Auto in Brandenburg zurückgelegten Wege sind kürzer als 10 km – ein riesiges Potenzial für den Umstieg aufs Rad, das die Politik heben sollte“ resümiert Prof. Rudolph. 

Wie dramatisch die finanzielle Situation in den Kommunen ist, schildert Torsten Wolter von der Geschäftsstelle der Arbeitsgemeinschaft Fahrradfreundliche Kommunen AGFK Brandenburg, die über ihre Mitglieder 75% der Einwohner Brandenburgs vertritt: „Die Spielräume für kommunale Investitionen in den Radverkehr schwinden allenthalben. Anspruch und Realität klaffen weiter denn je auseinander. Als wichtiger Akteur für die kommunale Radverkehrsförderung können wir bei Kürzungen nur noch den Mangel verwalten. Die kommunale Ebene braucht stattdessen ein starkes Bekenntnis der Landesregierung und entsprechende finanzielle und personelle Mittel, die dauerhaft zur Verfügung stehen. Nur so sind die Kommunen zukünftig in der Lage, mögliche zusätzliche Bundesmittel für Planung und Bau von Radwegen abzurufen und einzusetzen“ ergänzt Wolter.

Ein wichtiger Meilenstein für eine verbesserte Radverkehrsinfrastruktur ist die aktuell laufende Konzipierung des Radnetzes Brandenburg. „Dessen Umsetzung muss zügig angegangen werden und für die Landespolitik Priorität haben,“ fordert Wessel. „Dazu gehören dauerhafte finanzielle und personelle Ressourcen für Radverkehr im Verkehrsministerium, in den nachgeordneten Behörden und in den Kommunen. Die Landesregierung muss die verfügbaren Gelder und den Personaleinsatz hin zum Umweltverbund aus ÖPNV, Rad- und Fußverkehr umsteuern, insbesondere hin zum Radverkehr. Hier liegen die größten Chancen und Potenziale beim Ziel, bis Ende 2030 60% der Wege mit dem Umweltverbund zu leisten. Bei dieser Zielsetzung ist es völlig kontraproduktiv, wenn die Mittel für den Straßenbau in Brandenburg weiterhin etwa zehnmal so hoch sind wie für den Radwegebau.“ Eine pragmatische Forderung des ADFC lautet daher: Bei jeder Baumaßnahme an einer Bundes- und Landesstraße muss auch ein Radweg gebaut werden. 

„Auch in ländlichen Regionen kann das Rad Teil der Lösung sein, nämlich als Anbindung an Bus und Bahn mit gut ausgerüsteten Abstellmöglichkeiten“ ergänzt Wessel. „Aber auch hier gilt: Es fehlt oft das Angebot, welches das Radfahren zur gerne gewählten Option macht. Aus all diesen Gründen fordert der ADFC die Landesregierung auf, den Weg hin zu mehr Radverkehr zu ebenen und jetzt die erforderlichen 75 Mio. € jeweils in den Haushalten 2025 und 2026 bereitzustellen“.

 

Pressekontakte ADFC Brandenburg e.V.

Christian Wessel, Landesvorsitzender ADFC Brandenburg:
phone: +49 173 200 3200, mail: christian.wessel [at] brandenburg.adfc.de

René Köster, Landesgeschäftsführer ADFC Brandenburg
phone: +49 176 985 57188, mail: landesverband [at] brandenburg.adfc.de

Prof. Dr. Christian Rudolph, Technische Hochschule Wildau
phone: +49 177 9139 121, mail: christian.rudolph [at] th-wildau.de

Torsten Wolter, Geschäftsstelle der Arbeitsgemeinschaft Fahrradfreundliche Kommunen des Landes Brandenburg (AGFK BB)
phone: +49 173 8280 443, mail: wolter [at] ipg-potsdam.de


Über den ADFC Brandenburg

Der Allgemeine Deutsche Fahrrad-Club e.V. (ADFC) ist mit über 240.000 Mitgliedern die größte Interessenvertretung der Radfahrerinnen und Radfahrer in Deutschland und weltweit. Er berät in allen Fragen rund ums Fahrrad: Recht, Technik und Tourismus. Politisch engagiert sich der ADFC auf regionaler, nationaler und internationaler Ebene für die konsequente Förderung des Radverkehrs.

Der ADFC Brandenburg hat landesweit 4.000 Mitglieder und setzt sich für die Verkehrswende mit dem Fahrrad in Brandenburg ein. Vor Ort engagieren sich hunderte Mitglieder in 26 Orts- und Regionalgruppen des ADFC für die Verbesserung des Fahrradklimas. Mehr Informationen über den Landesverband finden Sie auf der Website.


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